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Kawai K5000 Anleitung für übersteuerte Oszillatoren (von Jens Groh)
 
 
Zunächst macht man ein langsam veränderliches Spektrum mit dem Formantfilter (FF) und/oder mit Harmonischen-Hüllkurven (DHE) im Loop-Modus (LP1 oder LP2), bei Bedarf mit unterschiedlichen Rate-Werten für jede Harmonische. Auf die Art lassen sich beinahe unendlich lange Wiederholungsperioden erreichen.
 
Als nächsten Schritt verringert man die Gesamtlautstärke (Volume) etwas. Auch die Verstärkung (Level) des
DCF-Filters dreht man besser ein bisschen herunter, es sei denn, es ist deaktiviert (Bypass). Andererseits setzt man die gemeinsame Verstärkung (Total Gain) der additiven Source auf Maximum. Dasselbe tue ich gewöhnlich auch mit den Levels der einzelnen Harmonischen, und zwar sicherheitshalber sowohl für das LOUD- als auch für das SOFT-Spektrum.
 
Jetzt geht man noch mal zu den FF- und DHE-Levels zurück, um dafür zu sorgen, dass sie sich hauptsächlich im oberen Bereich bewegen. Damit stellt man einigermaßen sicher, dass der Harmonischen-Oszillator übersteuert wird, aber nicht der Rest des Signalweges!
Das ist wichtig, damit man mit dem DCF-Filter die Klangfarbe problemlos nachbearbeiten kann und keine hässlichen Intermodulationen riskiert. Letzeres könnte passieren, wenn die Verzerrung nach dem Zusammenmischen mehrerer Sources oder mehrstimmig gespielter Noten erfolgt, wie zum Beispiel beim Overdrive- und Distort-Effekt der Effektsektion.
Dann entstehen nichtharmonischen Teiltöne, also nicht-ganzzahlige Vielfache der Grundfrequenz.
So etwas liebt jeder Heavy-Metal-Gitarrist, wenn er Akkorde durch den Verzerrer spielt.
 
Es gibt aber auch "saubere" Varianten dieser komplizierten Spektren; man kennt sie von den glockenähnlichen Ringmodulator- oder FM-Sounds.
 
Warum verzerrt eigentlich eine K5000-Source bereits ganz alleine, also ohne Effekte?
Weil sie einen begrenzten Dynamikumfang hat.
 
Sind die aufsummierten Sinuswellen genügend stark, so laufen sie irgendwo in die Begrenzung. Aber trotzdem bleibt die Kurvenform des Signals streng periodisch. Und jede periodische Wellenform hat ein harmonisches Spektrum, das heißt, sie besteht aus ganzzahligen Vielfachen der Grundfrequenz.
Auch wenn man sie verzerrt, behält sie eine klare Tonhöhe und wird lediglich schärfer im Klang. Deswegen mag es sein, dass man die Verzerrung gar nicht wahrnimmt - es sei denn, die Harmonischen werden moduliert!
 
Man bedenke:
FF und DHE verändern nicht das aus dem Generator kommende Sinuswellengemisch, sondern das Modell, mit dem sie zu erzeugen sind.
 
Aber die Begrenzung verändert das Gemisch. Hier ist das Ergebnis eine auf andere Art komplizierte spektrale Bewegung. Sie hat etwas Zirpendes an sich, ein bisschen so wie eine Tambura.
Man fügt ein paar Tablaklänge hinzu und fühlt sich wie in Indien!
 
Viel Spaß!